evolution - Das Triaton Magazin (03/2003), Textauszug:
Die deutschen Berufspendler müssten den Weg zwischen blauem Planeten und Erdtrabanten
mittlerweile aus dem Eff-eff kennen - denn statistisch gesehen fahren sie diese Strecke
täglich. Aber schon locken neue Ziele im weiten Universum beruflich motivierter
Mobilität: Bis zum Mars oder gar darüber hinaus würde die Autokarawane
reichen, die sich im vereinten Europa der freien Arbeitsplatzwelt langsam in Bewegung
setzt. Zumindest schätzen das die Statistikexperten, denn sichere Zahlen haben sie
nicht. Noch nicht.
Wenn Frank Kempermann morgens zur Arbeit fährt, durchquert er drei Länder. Belgien, die Niederlande und Deutschland. Von Tür zu Tür braucht er gut eine halbe Stunde - und ist somit schneller als der durchschnittliche Pendler zwischen Köln und Düsseldorf. "Eine Tour sind rund 45 Kilometer", erzählt der Geschäftsführer und Turnierleiter des Aachen-Laurensberger Rennvereins. "Da ich meistens nach dem Berufsverkehr unterwegs bin, sind die Autobahnen fast immer leer." Entspanntes Fahren auf freier Strecke. So empfindet der 48-Jährige seinen täglichen Grenzverkehr. "Früher bin ich für den Reitsport um die halbe Welt gereist", erinnert er sich. "Als das Angebot vom Rennverein kam, war ich froh über den Arbeitsplatz, der nur 30 Minuten von meiner Haustür entfernt liegt."
... heiße Meister und Magister gar
Bevor Europa seine Grenzen lockerte, lagen einige Hürden auf diesem kurzen
Wegstück: Zoll, verschiedene Währungen, Steuern und Sozialversicherung.
Doch langsam wächst die Europäische Union zusammen und öffnet sich
für Berufspendler wie Frank Kempermann. Mit schätzungsweise 152 Millionen
Erwerbstätigen besitzt die EU einen der größten Arbeitsmärkte der
Welt. Für viele Arbeitssuchende ergeben sich dadurch völlig neue Perspektiven.
Denn in jedem der 25 Länder (voraussichtlich ab Mai 2004) steigt das Jobangebot im
Dienstleistungssektor. Bevor es aber tatsächlich in die heiße Sonne Spaniens
oder die endlosen Nadelwälder Schwedens geht, wollen dann doch die letzten Reste
der Bürokratie geklärt sein. Generell gilt: Die Aufenthaltsgenehmigung ist
(fast) reine Formsache, die private Krankversicherung kann mitgenommen werden und auch
die Ansprüche auf Rente und Arbeitslosengeld lassen sich miteinander verrechnen.
Woran es noch mangelt, ist die Beurteilung und Anerkennung von Berufsabschlüssen.
So kann eine deutsche Bewerbung bei einem französischen Arbeitgeber mitunter
ungläubiges Kopfschütteln auslösen, weil er die Begriffe "Meister" oder
"Magister" nicht kennt. Dem Kopfschütteln soll Klarheit folgen - versprechen
zumindest die Behörden. Doch die EU-Mühlen mahlen bekanntlich langsam. Bis
es eine zentrale einheitliche Regelung gibt, müssen sich Grenzgänger an die
zuständigen Ämter im Wunschland wenden. [...]
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